Pull Request: Delete WordPress

Die wohl lustigste Meldung kam für mich letzten Monat über Twitter: Ein User namens fabschurt (auf dem Profilbild ist Heisenberg zu sehen) hat auf Github einen Pull-Request mit „Delete WordPress (please)“ gestellt. Tatsächlich wurden in diesem Pull-Request alle Dateien gelöscht. Gut, dass er nicht durch ging 😉

Mir gefällt das deswegen, weil man sieht, dass WordPress nun in der Lage ist, die ganze Internet-Welt auf den Kopf zu stellen. So etwas würde man ja eigentlich nur von Facebook und Co. erwarten. Wenn man viele Menschen im Boot hat, kann man auch vielen gegen den Kopf stoßen. Das sehen wir gerade mit der hitzigen Diskussion über Gutenberg. Ob die Entscheidung am Ende richtig ist, weiß keiner. Meines Erachtens hat auch Zuckerberg Facebook bereits gegen die Wand gefahren. Könnte das auch WordPress passieren?

Mehr JS = Besseres SEO?

Aktuell nimmt WordPress erst einmal noch Fahrt auf. Die Integration von ReactJS in den WordPress-Kern ist vielen ein Dorn im Auge. Aber auch Google stellt sich mittlerweile darauf ein, dass es in Zukunft immer mehr JavaScript geben wird und meint sogar, dass jemand, der sich mit JavaScript auskennt, eine goldene Zukunft als SEO-Experte haben könnte. Lag Matt Mullenweg mit seiner Entscheidung also doch richtig? Oder nimmt Matt sogar indirekt Einfluss auf die Suchmaschinen?

Performance, Performance, Performance

Interessant ist auch, dass Matt diesen Blogpost zwar als eine Tirade bezeichnet, dem Autor aber im Kern recht gibt. Und zwar geht es darum, dass ein Top MacBook Pro oft nicht fähig ist, eine einfache Website mit 60 Frames pro Sekunde wiederzugeben wenn gescrollt wird. Das gleiche Notebook kann aber 4K Filme ohne Probleme rendern. Wir kennen das. Nicht nur von Gutenberg. Es ruckelt an allen Enden. Schuld ist, dass akzeptiert wird, dass Programme deutlich mehr Performance brauchen dürfen als andere Dinge (wie Autos, Flugzeuge, etc.). Aber das ist nervig. Und die Lösung? Ein „Better world manifesto“, schreibt zumindest der Autor des verlinkten Artikels (lesenswert).

Kommen wir zu den News:

WordPress News

Matt Mullenweg hat Anfang Oktober seinen Release-Plan vorgestellt (en). Dort wurden die Leiter der einzelnen Sparten für WordPress 5.0 vorgestellt. Da wurde noch spekuliert, wann die neue Version nun endlich erscheint.


Gewissheit gab uns dann der Zeitplan der kurz darauf veröffentlicht wurde (en). Und so sieht’s aus.

  • 1. Oktober: Beta
  • 30. Oktober: Release Candidate (RC) 1
  • 19. November: Veröffentlichung

Ausweichtermine gibt’s auch:

  • 1. Januar 2019: RC 1
  • 22. Januar 2019: Veröffentlichung

Dazu kommt:

  • März 2019: WordPress 5.1

So, nun haben wir aber gesehen, dass die Beta 1 nicht am 1. Oktober, sondern erst vergangene Woche die User erreichte und dadurch also knapp einen Monat Verspätung hatte. Verschoben wurde aber bisher nichts. Nach meinem Kenntnisstand bleibt’s also erst einmal beim 19. November.


Nachdem der Zeitplan stand, gab es viele Fragen. Vor allem aber, warum das große Update noch vor Weihnachten bzw. drei Tage vor Thanksgiving kommen soll (en).

Auf Twitter schrieb gar jemand, ob hier niemand eine Familie hätte wenn Gutenberg noch in der Woche von Thanksgiving kommen würde.

Den Verantwortlichen war das wohl durchaus bewusst. Sonst gäbe es nicht zwei Veröffentlichungsdaten. Für Matt Mullenweg wäre es sicherlich doof, wenn der zum großen WordCamp US immer noch kein WordPress 5.0 präsentieren könnte. Ginge es nach ihm, hätte Gutenberg schon vor Monaten fertig gewesen sein sollen. Trotzdem versuchte er die erhitzten Gemüter zu bändigen: „WordPress 5.0 kommt nicht bis es fertig ist“, schrieb er in einem Kommentar bei WP-Tavern (en).


Der nächste große Aufschrei ließ nicht lange auf sich warten: Rian Rietveld vom Accessibility-Team warf nach sechs Jahren das Handtuch aufgrund von Gutenberg (en). Sie identifizierte vier größere Probleme:

  • Keiner im Team kann mit React (ein JavaScript Framework) umgehen. Dadurch konnten sie keine Änderungen an Gutenberg selbst machen.
  • Es gab/gibt keinen React-Entwickler mit Accessibility-Erfahrung.
  • Funktionen, die getestet und freigegeben wurden, funktionierten in einer der nächsten Versionen von Gutenberg nicht mehr.
  • Neue Funktionen wurden nicht getestet, bevor sie integriert wurden (z.B. die Datum-Auswahl).

Am Ende ihres Blogposts teilte Sie Matt Muellenweg mit, er solle doch bitte ein bisschen besser auf seine Community schauen. Denn ohne sie ist WordPress nichts.


Was tun, wenn ein Accessibility-Experte fehlt? Genau. Einfach einen einstellen. Das hat Automattic jetzt getan. Matthew MacPherson ist der Neue, der zu 100% an WordPress arbeiten soll.


Kurz nach Veröffentlichung des Blogposts von Rian Rietveld kam doch noch ein Stein ins Rollen:


Mit WordPress 5.0 wird es auch wieder ein neues Theme geben: Hier gibt es erste Screenshots von TwentyNineteen.


Die WordPress Community will zusammen mit den anderen Communities von Typo3, Drupal, Joomla, etc. eine Art „Cross-Plattform Privacy Working Group“ in’s Leben rufen (en). Die Aufgabe soll es sein, ein plattformübergreifendes Forum einzurichten, damit Erfahrungen ausgetauscht werden können.


Es gibt wieder Tickets für’s WordCamp Europe in Berlin. Wer noch keine hat, sollte sich beeilen. Die ersten 400 Tickets gingen weg wie warme Semmeln. In der dritten Runde sind nur noch sechs Tickets verfügbar. Irre. Ein Trost: es wird natürlich weitere Tickets geben.


Wie erwartet wird es ein WordCamp Nordic geben (en). Stattfinden wird es in Helsinki, Finnland. Und zwar zwischen dem 7. und 8. März.


Im September fand das WordCamp Köln statt. Die Videos dazu findet man hier (dt.).

WordPress Entwickler News

Wer noch bei der Entwicklung von WordPress 5.0 helfen will, sollte das tun. Ein paar Leute haben hier einen Guide sowie einige offene Punkte vorgestellt (en).


Zwei Videos aus WordCamp.TV haben vergangene Woche mein Interesse geweckt:


GlotPress 3.0 soll noch vor Weihnachten kommen (en).


WooCommerce wird 2019 React integrieren und auf die Block-Architektur von Gutenberg zurückgreifen, schreibt WP-Tavern. Wie das aussieht, kann man sich im Artikel anschauen (en).


Automattic möchte zum ersten mal den Automattic Design Award vergeben (en). „Zu gewinnen“ gibt es je eine Trophäe in neun verschiedenen Kategorien. Ausgezeichnet werden sollen tolle Projekte rund um WordPress und Gutenberg.


Das PHP-Team von WordPress hat mitgeteilt, dass das Projekt „Servehappy“ wohl nicht in WordPress 5.0 landen wird (en). Kurz zur Erklärung: Servehappy soll Benutzer von WordPress auf alte PHP-Versionen hinweisen und entsprechend Hilfestellung geben.

Gutenberg

Phase 2 der Gutenberg-Entwicklung (also nachdem Phase 1 = Initiale Entwicklung und Integration in WordPress abgeschlossen ist), sieht wie folgt aus:

  • Komplette Seitenlayouts mit Gutenberg umsetzbar machen
  • Widgets durch Blöcke ersetzen
  • Menüs durch Blöcke ersetzen

In Version 4.0 gab es unter anderem eine neue Auswahlfunktion für Schriftgrößen. Mit Version 4 ist Gutenberg auf RC hochgestuft (Release Candidate).


In 4.1 erhielt Gutenberg eine Block-Navigation. Eine Lösung, über die ich mich besonders freue. Denn gerade verschachtelte Blöcke sind irgendwie nervig mit Gutenberg.


In Version 4.1 von Gutenberg wurde die Datenstruktur des RichText Components verändert (en).


Riad Benguella (Entwickler-Lead für Phase 2 von Gutenberg) hat ein JavaScript-Starter Plugin für Gutenberg erstellt (en).


Advanced Custom Fields (ACF) hat in Version 5.8 ein PHP-Framework integriert, welches es Entwicklern erlaubt eigene Gutenberg-Blöcke ohne eine Zeile JavaScript zu schreiben (en). Schade, dass das WordPress-Team das nicht geschafft hat.

Web-Entwickler News

Firefox 64 DevTools können jetzt auch mehrere Grids anzeigen (en).


Heise Online hat in einem Beitrag gezeigt, wie sie Custom HTML Elements für Lazy Loading nutzen (dt).


PHP 7.3 steht vor der Tür. Alle Änderungen wurden in den Upgrade-Notes zusammengeschrieben (en).


Wie man Legacy Code an Legacy Browser ausliefert. Darüber hat Shubham bei SmashingMag geschrieben (en).


Github hat Github Actions vorgestellt (en). Damit lassen sich quasi If-This-Then-That (IFTTT)-Szenarios abbilden. Geschrieben werden können sie in jeder beliebigen Programmiersprache.


Das ZendFramework wird wohl nicht mehr weiterentwickelt (dt). Unter anderem, weil das Sponsoring fehlt.


Via Chrome 70 lassen sich nun Desktop-Apps auf Linux- und Windows-Systemen installieren. MacOS fehlt. Leider. Kommt aber voraussichtlich in Version 72 (en).


Schonmal was vom „Idle Until Urgent“-Prinzip gehört (en)? Mit den heutigen Browsern lässt sich so einiges herausfinden. Unter anderem, wie lange Rendering-Prozesse dauern und was der Browser eigentlich alles so tut. Lesenswert.


Dazu passend erklärt Google höchstpersönlich das RAIL-Model. Das ist ein benutzerzentriertes Leistungsmodell, welches die Erfahrung des Benutzers in Schlüsselaktionen unterteilt: Response – Animation – Idle – Load.


PHP-FIG hat eine neuen Standard ins Leben gerufen: den PSR-18 in dem es um HTTP-Clients geht (en).


Kannten Sie TailwindCSS? Ich auch nicht. Deswegen steht es hier. Auch ein CSS-Framework.

JavaScript News

Die Node.js Foundation und die JS Foundation haben angekündigt, ihre Communitys zusammenbringen zu wollen, schrieb Heise Online (dt).


Benedikt Rötsch hat bei Twitter eine schöne Grafik geteilt, die einen Component-Lifecycle in React zeigt (en). Interessant für alle (inklusive mich selbst), die da noch immer nicht den richtigen Durchblick haben.


Bei Torque gab es einen Artikel zum Thema React Basics for WordPress Developers (en).


Wes Bos, bekannt für seine JavaScript-Kurse, hat einen neuen Kurs veröffentlicht: Advanced React (en).


Angular ist in Version 7 erschienen (dt). Neu ist unter anderem das so genannte Virtual Scrolling. Damit wird nicht wirklich gescrollt, sondern nur DOM-Elemente in den sichtbaren Teil einer Seite getauscht.

Happy Dev

Andreas Klinger schrieb auf Twitter, wie er seine Einnahmen als Freelancer dramatisch in’s Positive verändert hat:

  • Pro Tag und nicht pro Stunde abrechnen
  • DER Ansprechpartner in einer Nische werden
  • Eine agenturähnliche Marke schaffen
  • Über sich selbst im plural sprechen

Letzteres kann ich nicht teilen. Aber es gilt ja auch immer: jedem das seine. Nicht bei allen funktioniert immer alles gleich gut.


Wer nichts dagegen hat, mit „Hey meine Liebe“ angesprochen zu werden, sollte mal in den neuen Audioblog von Carina Hermann reinhören. Ursprünglich bekannt für ihren Frauen-Reise-Blog, betreibt sie nun bei um180grad.de einen Audioblog der ziemlich interessant und kurzweilig ist. Wer selbst gerne bloggt, für den ist vielleicht dieser Cast interessant: Wie du Hatern die kalte Schulter zeigst (dt).


Neue Jobs lauern überall. Einer zum Beispiel im HTTP-Header von Automattic (Bild von Twitter). Wer hätte das gedacht?


Dazu passend: neue WordPress Jobs gibt’s natürlich auch auf CodePiraten.io. Ich hatte letzten Monat angekündigt, eine Jobplattform für WordPress in Betrieb genommen zu haben. Ein paar Einträge gab es schon. Wer also Aufträge sucht: bitte mal reinschauen.


Es gibt immer mehr Bullshit-Jobs, schreibt Heise Online (dt). Ich habe das ebenfalls schon an vielen Stellen gehört und kenne auch selbst Beispiele dafür, dass die Automatisierung dafür sorgt, dass viele in ihren Jobs fast nichts mehr machen müssen. Nicht nur im Online-, sondern gerade auch im Offline-Bereich. Schönes Zitat im genannten Artikel:

„Menschen verdienen umso weniger, je nützlicher ihr Job ist.“ – David Graeber

Dazu braucht man nur mal die Handwerker anschauen. Ein Elektriker (der ich tatsächlich mal war) verdient fast nichts, schuftet aber acht Stunden am Tag körperlich hart. Zeit, für das bedingungslose Grundeinkommen, sagt David Graeber.


That’s it! Das war’s!

Bis zum nächsten Monat!

Ihr Dipl. Ing. (FH) Florian