Everybody’s Darling ist everybody’s Arschloch

Nein, die Betreffzeile stammt nicht von mir. Ich habe den Satz in einem Text der letzten Business-Punk gelesen. Darin schrieb Nicolas Lecloux von true fruits, dass Werbung Bullshit sei. Gut fand ich den Abschnitt, in dem es hieß, dass man einfach ab und zu aneckt, wenn man seinen eigenen Weg geht.

Dass man sich aber trotzdem nicht unter Wert verkaufen muss hat auch Pippin von PippinsPlugins festgestellt (bekannt für das populäre Plugin Easy Digital Downloads). Ende letzten Jahres hat er die Preise seiner WordPress Plugins um bis zu 250% angehoben. Damals schrieb ein Kunde noch, dass er damit nicht davonkommen würde. Aber das ist er doch, wie er jetzt in seinem Blogpost sehr ausführlich beschrieben (en) hat. Das Resümee daraus:

  • Die Moral im Team ist deutlich gestiegen; alle sind glücklicher (auch wenn das natürlich schlecht messbar ist);
  • 42% weniger Support-Tickets pro Tag;
  • Die Anzahl der Verkäufe ging um knapp 44% (im Vergleich zum Vorjahreszeitraum) zurück;
  • Die Netto-Einnahmen erhöhten sich um knapp 14% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Kein schlechtes Ergebnis also. Und gutes Beispiel dafür, dass man nicht immer das tun sollte, was der Kunde von einem verlangt.

Dass es gar keine so schlechte Idee ist, die Preise (massiv) anzuheben schrieb auch Nicolas (im oben genannten Business-Punk-Artikel). Konkret stand da „Es muss den Leuten wehtun, wenn sie das Produkt kaufen“. Und interessanterweise hat ein erhöhter Preis auch noch einen wirtschaftlichen Grund, der mich auch gleich zu meinem aktuellen Buch bringt, welches ich gerade lese. Wie Sie ja wissen, habe ich mir als Neujahrsziel festgelegt, auch mal Bücher außerhalb meiner gewohnten Umgebung (WordPress, Entwicklung, Technik) zu lesen. Hier nochmal kurz zur Übersicht:

Buchcover von
Der Sieg des Kapitals

Und nun im April ist es „Der Sieg des Kapitals: Wie der Reichtum in die Welt kam: Die Geschichte von Wachstum, Geld und Krisen“. Auf den ersten Blick etwas komisch, wenn ein WordPress-Entwickler so ein Buch liest, nicht wahr? Es stand ursprünglich gar nicht auf meinem Plan. Denn beim Anrisstext hab ich mir nur gedacht: „So ein schmarr’n“. Aber die Leseprobe fand ich dann so interessant, dass ich zugeschlagen habe.

Um nun aber noch die Kurve vom „Everybody’s Arschloch“ zum Buch zu kriegen muss ich folgendes dazu erwähnen: Im Kapitel 12 des Buches geht es nämlich um die Deflation. Und die Autorin untermauert folgende Erkenntnis (so passiert im übrigen zwischen den Jahren 1873 und 1896):

  1. In der Deflation freuen sich die Konsumenten über fallende Preise (weil generell die Produktionskosten sinken und die Technik immer besser wird).
  2. Sinkende Preise bedeuten aber auch sinkende Investitionsausgaben. Die Unternehmer sehen in den weiter fallenden Profiten keinen Grund weiter zu investieren.
  3. Die Spirale dreht sich dann so weit, bis es keine nennenswerten Renditen mehr gibt. Dann sinken nicht nur die Preise sondern auch die Löhne.
  4. Als nächstes gibt es Entlassungen und keiner kann was dagegen machen. Nicht mal die Zentralbanken, da sie ja auch die Zinsen nicht unter Null senken können.
  5. Fallende Einnahmen bedeutet auch, dass Unternehmer keine Kredite mehr aufnehmen weil sie glauben, dass sie sie nie mehr zurückzahlen können. Damit sind die Kredite immer noch zu teuer obwohl sie quasi schon umsonst sind.
  6. Aber es ist oft auch anders herum: Die Banken verleihen mitunter kein Geld weil sie glauben, dass die Unternehmer es nicht mehr zurückgeben können.

Ein Teufelskreis? Richtig wäre, lt. der Autorin, dass die Banken massiv Kredite vergeben um so die Wirtschaft anzukurbeln. Denn damit würden die Preise wieder steigen. Und irgendwie hat das auch Pippin im kleinen Rahmen gemacht. Denn vor der Erhöhung bezeichnete er seine Unternehmung als „sinkendes Schiff“. Nun hat er die Preise angezogen, den Mitarbeitern den Job gesichert, mehr Zeit freigeräumt um so (hoffentlich) für die Zukunft weiter an seinen Produkten arbeiten/investieren zu können.

Gigantisch wie sich da manchmal die  Zusammenhängen zusammentun. Wenden wir uns aber nun wieder ab von Finanzgeschäften und Kapitalismus hin zu mehr WordPress.

WordPress News

In einem kleinen Bericht (en.) hat Matt Mullenweg das erste Quartal der Entwicklung von WordPress Revue passieren lassen. Viel hat man nicht erfahren. Nur, dass er es ganz passabel findet, wie es voran geht und dass er sich wünscht, dass es eventuell schneller gehen könnte.


Es gab eine Umfrage zur Nutzung des Editors. Nun sind die Resultate da (en). Dabei kam raus, dass viele Nutzer viele Funktionen des Editors gar nicht nutzen. Knapp 50% nutzen beispielsweise niemals irgendwelche Markup-Buttons. Die Frage ist, ob die Umfrage überhaupt Repräsentativ ist. Denn die meisten Umfrageteilnehmer gaben an ein Entwickler zu sein.


Auch BuddyPress hat seine Umfrageergebnisse vorgestellt (en). Die Ergebnisse sind sehr schön aufbereitet. Deswegen lohnt ein kurzer Blick hinein. Hier die (für mich) interessantesten Ergebnisse:

  • 58% aller BuddyPress-Installationen haben mehr als 500 Nutzer.
  • 92% nutzten WordPress 4.6. oder höher während der Umfrage.
  • 48% nutzen Shared-Hosting.

Das Customizer-Team hat das neue Media-Widget jetzt für WordPress 4.8 eingereicht. Es wird wohl in die neueste Version integriert werden.


Matt Mullenweg wurde von StackOverflow interviewt (en). Das Interview dauert eine Stunde. Matt spricht unter anderem darüber, dass er das San-Francisco-Büro eventuell schließen werde, weil das 15’000 qm große Gebäude keiner wirklich nutzt.


Das WordPress Plugin Verzeichnis wurde neu gelayoutet. Leider kamen die Veränderungen bei vielen Leuten nicht gut an. Am Anfang gab es keine Statistik-Bilder mehr, weswegen ein findiger Entwickler eine separate Website (wpstats.me) erstellt hatte. Dann kamen zwar die Statistiken wieder zurück aber einige waren bzw. sind immer noch nicht wirklich zufrieden.


PoEdit ist ein Tool mit dem sich WordPress-Sprachdateien editieren lassen. Es liegt nun in Version 2.0 vor und kann Übersetzungsdateien direkt auf dem Server (also via FTP-Zugriff) bearbeiten (en).


WordCamps sind cool. Das hat jetzt auch Forbes in einem Artikel bestätigt (en.). Für das nächste deutsche WordCamp in Berlin gibt’s aber leider keine Tickets mehr. Für das WordCamp Europe in Paris werden 3000 Menschen erwartet. Einfach irre.


Über das Jetpack Plugin lassen sich nun auch offizielle Themes aus dem Verzeichnis von wordpress.com installieren (en).


Kundenzufriedenheit bei WooCommerce: 90%. Nur Shopify liegt noch höher mit 98%, sagt ein Artikel bei SmashingMagazine (en).


WooCommerce ist in Version 3.0.0 erschienen (en). Möglicherweise sind einige Themes nicht mehr damit kompatibel. Deswegen sollte man vor dem Update seine Website sichern oder gleich vorher auf einem anderen Server testen.


WooCommerce hat jetzt auch ApplePay (über Stripe, en.).


Und hier noch ein schönes Bildchen mit zwanzig Gründen, warum Sie WordPress lieben:

https://twitter.com/dolgelukkig/status/843791397358592002


SEO

Was sind eigentlich lokale SEO-Rankingfaktoren? Moz.com versuchte in einer Umfrage genau diese Frage zu beantworten. Nun wurden die Umfrageergebnisse im Blog veröffentlicht (en).


Google nutzt auch 2017 noch keine Facebook-Likes als Ranking-Faktor (en).


Websites sollen möglichst schnell sein. Zumindest in der mobilen Suche ist die Schnelligkeit jetzt auch ein Rankingfaktor geworden (en).


Passend dazu hat HeiseOnline einen schönen Kommentar zu Google AMP. Eine Technik, die das Laden von Websites beschleunigen soll. Der Titel lautet: Google AMP: Der goldene Käfig (dt.).


Hacking

Google gibt jetzt höchstpersönlich Tipps, wie man gehackte Websites erkennt und wie man sie repariert. Leider alles nur auf englisch.


Nicht immer ist nur WordPress betroffen. Wer Drupal nutzt sollte jetzt auch schnell auf Version 8.2.7 oder höher updaten (dt.). Unter anderem wurde eine CSRF-Lücke sowie eine Problem, welches es unter Umständen erlaubt, Code auf dem Server auszuführen, geschlossen.


Derzeit werden vermehrt algerische Router gehackt die wiederum dazu genutzt werden, WordPress-Seiten zu attackieren (en). Schuld ist wohl eine längst bekannte Sicherheitslücke in diversen Routern.


Unabhängige News

Ein neues Komprimierungsverfahren namens Guetzli kann JPEG-Bilder um bis zu 1/3 kleiner machen (dt.).


Warum Sie auf PHP7 updaten sollten, habe ich ja bereits öfter erwähnt: ist nicht nur schneller sondern auch sicherer. Für ältere Versionen gibt es über kurz oder lang keine Updates mehr. Yoast ging jetzt mit seinem WordPress SEO-Plugin einen krassen Weg. In der aktuellen Version zeigt es eine nicht unübersehbare Warnmeldung für all diejenigen, die kein PHP 7.0 oder höher verwenden. Und das ganze scheint ein Erfolg zu sein. Durch die aggressive Warnmeldung upgraden viele ihre PHP-Version.


Traurig aber wahr: SmashingMagazine wird über kurz oder lang nicht mehr auf WordPress basieren. Das Webportal nutzt zukünftig viele andere Technologien (en).


Sie sollten es mal gehört haben: Mit Web-Technologien lassen sich auch Desktop-Anwendungen programmieren. Das heißt: ihr Web-Developer könnte das evtl. auch. Fragen sie danach! SmashingMagazine hat einen guten Einstiegsartikel veröffentlicht (en). Oder „Klicken“ Sie sich einfach eine Mobile App zusammen. Geht jetzt auch mit Jasonette.


Envato, das Unternehmen hinter CodeCanyon und ThemeForest (bekannt für die schier unendliche Anzahl von WordPress Plugins und Themes) hat mittlerweile mehr als eine halbe Milliarde Dollar an seine Mitglieder ausbezahlt (en).


Everybodys Darling

In diesem Sinne: Hören Sie nicht (immer) auf Andere und ziehen Sie Ihr Ding durch. Auch wenn Sie manchmal anecken.

Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag.

Ihr Dipl. Ing (FH) Florian Simeth