WordPress kostet 8 Millionen USD

OpenSource ist Mamas Liebling, würde ich sagen. OpenSource „kostet nichts“, ist frei erhältlich und meistens kann man damit tun und lassen, was man will. WordPress gehört dazu. Umso interessanter waren ein paar Statistiken zu lesen, die Kinsta letztens veröffentlicht hat. Insbesondere dieser Satz hier sollte uns allen zu denken geben (frei übersetzt):

Die Gesamtzahl der Jahre die ein Mensch für die Entwicklung und den Aufbau von WordPress benötigen würde, werden auf 151 geschätzt. Mit geschätzten Kosten von über 8 Millionen Dollar.

Quelle: Kinsta

WordPress selbst entwickeln? Vergessen Sie’s! Die Mann- (und Frau-)Power von OpenSource ist schier unendlich. Denken Sie daran, dass täglich jemand daran arbeitet, das WordPress-Ecosystem weiter zu verbessern. Viele Menschen bekommen dafür kein Geld, sie erhalten dafür eine Software, die Sie selbst nie entwickeln lassen könnten.

Vielleicht denken Sie einen Augenblick darüber nach, ob Ihnen das etwas Wert ist. Ich hatte ja berichtet, dass Marcel Bootsman den grob 750 km langen Weg aus den Niederlanden nach Berlin zu Fuß geht, um Spenden für diejenigen zu sammeln, die nicht das Geld haben, um zu einem WordCamp kommen zu können. Genau diejenigen, die daran arbeiten WordPress ständig zu verbessern. Das wäre jetzt eine gute Möglichkeit, um zu spenden! Ich hab’s auch schon getan. Bitte tun Sie’s auch!

Diese Woche: WordCamp Europe!

Es ist soweit. Das WordCamp Europe steht vor der Tür. Und zwar schon am 20. Juni (quasi übermorgen). WordCamps – wenn Sie es noch nicht wissen – sind Community-Treffen von WordPress, zu denen aber jeder eingeladen ist. Dort treffen sich übrigens nicht nur Entwickler (das dachte ich früher auch).

WordCamps gibt es das ganze Jahr über. In jeder großen Stadt und rund um den Globus. Aber eines der größten ist immer noch das WordCamp Europe und es findet dieses mal in Berlin statt.

Leider gibt es keine Tickets mehr. „Einfach vorbei schauen“ klappt dieses mal also leider nicht. Mehr als 3000 Menschen werden sich dort treffen. Ich freue mich riesig und ich hoffe Sie auch.

Wenn Sie dort sind, sprechen Sie mich bitte an. Ich würde mich gerne mit Ihnen, meinen Lesern, über den Newsletter, über WordPress, Ihre Projekte und gerne auch über das schöne Wetter, das uns hoffentlich bevorsteht, austauschen. Am besten, Sie schreiben mir per Twitter oder Antworten auf diese E-Mail.

WordPress News

Mit WordPress 5.2 hielt auch der so genannte Site-Helath-Check (auf deutsch „Website-Zustand“ genannt) Einzug in WordPress. Damit kann jeder prüfen, ob der Unterbau (sprich, die PHP-Version und dessen Module) auf dem aktuellen Stand ist, um WordPress optimal zu betreiben. Doch kurz nach der Einführung gab es schon die ersten Kritikpunkte. Aber nur Indirekt vom Endnutzer. Im Hosting-Chat von WordPress wurde zum Beispiel erwähnt, dass bei den Nutzern Unverständnis aufkommt, wenn eine PHP-Version kleiner als 7.3 installiert ist. Zwar ist dies die aktuellste Version, WordPress läuft aber auch mit 7.2 und 7.1 optimal.


Ebenfalls neu in WordPress und etwas, das kaum jemand weiß: mit Version 5.2 ist Ihre Seite sicher vor feindlichen Übernahmen, auch wenn der Server von wordpress.org gehackt wird. Zur Erinnerung: Ihre WordPress-Seite erhält alle Updates über wordpress.org. Falls die Server dort gehackt würden, könnten Hacker auf Millionen Seiten Sicherheitslücken einschleusen. Durch neue Sicherheitsmechanismen ist das jetzt nicht mehr möglich. Zumindest zum Teil. Denn die Funktion ist aktuell in der Übergangsphase.


Bleiben wir gleich bei der Sicherheit. Während eines weiteren Hosting-Meetings wurde vorgeschlagen, eine gründliche Überprüfung des bestehenden Plugin-Repos durchzuführen, um Sicherheitslücken und andere Sicherheitsbedenken zukünftig schneller identifizieren zu können.


Mit WordPress 5.2.1 hat die Community am 21. Mai ein Update nachgeschossen. Es behob 33 Fehler.


WordPress 5.2.2 wurde für den 13. Juni geplant. Leider hat das nicht funktioniert. Der neue Termin ist mir unbekannt.


Nun, da WordPress 5.2 offiziell erschienen war, begann sofort die Planung für Version 5.3. Das alles könnten wir erwarten (einiges davon wurde bereits umgesetzt, wie Sie gleich lesen werden):

  • Einen neuen Gruppen-Block für Gutenberg.
  • Größenveränderung der Spalten im Spalten-Block.
  • Einen Tabellen-Block.
  • Micro-Animationen und Snackbar-Benachrichtigungen.
  • Gruppierung von Blöcken.
  • Einen Navgiations-Block.
  • Einen neuen Widget-Bildschirm (Widgets sind in Zukunft auch nur noch Blöcke).
Snackbar Notices in Gutenberg.
So sehen Snackbar-Notifications aus.

Im WordPress Newsletter vom Februar 2019 hatte ich berichtet, dass das Unternehmen Tenon LLC ein Accessibility-Audit für Gutenberg, den neuen Editor für WordPress, durchführen soll. Damit soll festgestellt werden, ob der Editor auch für Menschen mit Einschränkungen gut bedienbar ist. Die Quintessenz aus dem Audit ist folgende:

„(…) der Gutenberg-Editor stellt Menschen mit Behinderungen, die #WordPress als Publikationsplattform wählen, vor erhebliche Herausforderungen.“

Quelle: Executive Summary: Gutenberg Accessibility Audit

Das war wohl zu vermuten und es gibt Luft nach oben. Denken Sie aber auch hier daran: welches CMS hat schon ein eigenes Accessibility-Audit bekommen? WordPress ist auch hier sicherlich ein Vorreiter.


Vergangenen Monat gab es wieder einen WordPress Translation Day. Menschen wurden aufgerufen, WordPress sowie die populärsten Plugins in die eigene Sprache zu übersetzen.

  • 46653 Zeichenketten wurden übersetzt.
  • 221 Übersetzer kamen neu hinzu.
  • 81 lokale Events fanden statt.

Am meisten übersetzt wurde in Spanisch, Deutsch, Italienisch, Niederländisch und Russisch.


An Gutenberg wurde ebenfalls wieder gewerkelt:

  • In Version 5.7 lässt sich die Breite des Spalten-Blocks einstellen und der Tabellen-Block erkennt jetzt Header- und Footer-Bereiche.
  • Version 5.8: Galerie-Bilder können jetzt verschoben werden, ohne das Media-Modal-Fenster öffnen zu müssen. Eine initiale Version des neuen Widget-Bereiches ist auch mit an Board.
  • Version 5.9: Einführung von Snackbar-Notifications (siehe oben) und ein neuer Gruppen-Block wurde hinzugefügt.

Sicher ist: in Zukunft wird es ein Block-Verzeichnis für Gutenberg-Blöcke geben. Ähnlich wie es ein Theme- und ein Plugin-Verzeichnis gibt. Mel Choyce macht dafür die Vorarbeit und hat hier analysiert, welche „Konkurrenten“ es gibt. Auch einen Experience-Flow-Chart gibt es bereits. Und erste Mockups auch. Hammer!


Eingereicht wurde ebenfalls eine Sitemap-Funktion für den WordPress-Kern. Zwar gibt es bereits Plugins (vor allem SEO-Plugins) die das nachrüsten, aber die Funktion scheint so essentiell zu sein, dass Thierry Muller nun einen Vorschlag dafür eingereicht hat (en).

Rund um WordPress

Die populäre Writing-App „Bear“ hat jetzt auch eine direkte Integration mit der WordPress-App auf iOS (en).


Matt Mullenweg (Mitgründer von WordPress) hat einen neuen Blog und Podcast ins Leben gerufen, der sich mit der Thematik der Verteilten Arbeit beschäftigt (en).


Die Stories-Funktion von AMP hält bald Einzug in das AMP-Plugin von Google und Automattic. Es liegt bereits ein Release-Candidate vor. Die Veröffentlichung kann also nicht mehr lange dauern.


Igor Benić hat ein neues Entwickler-Tool für Nicht-Entwickler vorgestellt. Es nennt sich WPReset und erlaubt es, WordPress komplett zurückzusetzen wenn man von vorne beginnen will (en).


Das Theme-Review Team denkt darüber nach, Widgets zukünftig aus Themes auszuschließen. Sicherlich eine Reaktion auf Gutenberg, da in Zukunft auch Widgets nur noch aus Gutenberg-Blöcken bestehen werden.


Automattic arbeitet an einem neuen experimentellen Full Site Editing Plugin, das den Workflow bei der Seitenerstellung im Blockeditor verbessern soll (en).


Es wurde ein interessantes WordPress-Plugin vorgestellt, welches Kommentatoren ermutigt, Hater-Kommentare neu zu formulieren, um freundlich zu sein. Das Ganze klappt mit Hilfe der Google Perspective API. Es nennt sich Compassionate Comments (en).


Auf der vergangenen Apple-Keynote hat Tim Cook auch WordPress erwähnt.


Geniale Idee mithilfe der Blockchain-Technologie: Das WordProof Timestamp Plugin gibt Benutzern die Möglichkeit, ihre Beiträge und Seiten mit einem Zeitstempel zu versehen, um Transparenz zu demonstrieren und das Eigentum an Inhalten zu beanspruchen.


Joost de Valk (ehemaliger CEO von Yoast) wurde Anfang des Jahres zum Marketing-Manager für WordPress gemacht. Jetzt tritt er wieder zurück (en). Warum und wieso, beschrieb er in seinem Blog genauer. Interessant fand ich folgende Aussage (übersetzt):

„Matt nimmt seinen Input von Core Devchats und vielen anderen Chats und entscheidet dann, wie die Roadmap aussehen soll. Ich denke wirklich, dass dieser Prozess mehr geöffnet werden muss (…).“

Joost de Valk, Quelle

Das beschreibt erneut, wie sehr alles von Matt abhängt und wer letztlich der Entscheidungsträger ist. Das konnte Joost wohl nicht mit sich vereinbaren.


Drupal hat das Gutenberg-Modul in Version 1 herausgebracht. Das bedeutet, dass der ursprünglich für WordPress gedachte Editor, nun auch auf Drupal-Seiten offiziell einsatzfähig ist (en).


Das war’s! Hoffentlich sehen wir uns auf dem WordCamp in ein paar Tagen. Falls nicht: happy blogging! Und bis zum nächsten Mal!

Ihr Dipl. Ing. (FH) Florian Simeth